Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir, ein Team von engagierten Studierenden, Turnusärztinnen und Turnusärzten sowie Assistenzärztinnen und Assistenzärzten aus ganz Österreich, begrüßen es sehr, dass in letzter Zeit die zum Teil unbefriedigende Gehaltsituation von in Österreich angestellten Ärztinnen und Ärzten zunehmend im Fokus der medialen Berichterstattung steht.
Auch in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung “Österreich” wurde abermals das Einkommen der österreichischen Ärztinnen und Ärzte thematisiert. Auf Basis des Berichtes über die durchschnittlichen Einkommen der gesamten Bevölkerung des Österreichischen Rechnungshofes wurden die Brutto-Jahreseinkommen verschiedener Branchen verglichen. Ein über der tabellarischen Einkommensauflistung mit Fünfhunderteuroscheinen fächernden Chirurg lässt bereits erahnen, dass Ärzte wieder einmal als Spitzenverdiener pauschalisiert werden.
Doch der Vergleich hinkt. Laut Ihren Angaben hat eine Ärztin oder ein Arzt in Österreich ein durchschnittliches Bruttojahresgehalt von 99.004 Euro. Dies ist schlichtweg falsch! Die zuvor genannte Zahl betrifft lediglich “Arztpraxen für Allgemeinmedizin”, wie man der Seite 253 des zuvor genannten Rechnungshofberichtes entnehmen kann. Im Bericht wird lediglich zwischen niedergelassenen Allgemeinmedizinern, Fachärzten sowie Zahnärzten unterschieden, von angestellten Ärztinnen und Ärzten ist hier auf keiner einzigen Seite die Rede.
Heute, einen Tag vor Weihnachten, legte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer die Gehaltsverteilung unter den rund 3.000 oberösterreichischen Spitalsärztinnen und -ärzten offen. Demnach kommen die 1.151 Turnus- und Assistenzärzte auf ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 65.500 Euro brutto. Dies ergibt sich aus, zumindest derzeit noch, einer Durchschnittsarbeitszeit von 60 bis 70 Stunden pro Woche, unzähligen Nacht-, Feiertags- und Wochenenddiensten, et cetera! Würde man das Gehalt auf die Stunde rechnen, bleibt insbesondere bei jungen Ärztinnen und Ärzten im Vergleich mit Arbeitern und Angestellten leider nicht viel über. Oftmals steigt man hier als Mediziner nach einem zumindest sechs Jahre dauernden Medizinstudium sogar schlechter aus!
Im Gegensatz zu Arbeitern oder Angestellten hat eine Ärztin bzw. ein Arzt, egal ob niedergelassen oder angestellt, von seinem Bruttogehalt zusätzlich zu verpflichtenden Kammerbeiträgen und Fondsbeiträge auch noch diverse (Pflicht-)Versicherungen zu begleichen. Ein niedergelassener Arzt trägt zudem das volle Risiko, dass die Selbstständigkeit mit sich bringt. All das schmälert das auf dem ersten Blick ganz passable Bruttogehalt, ein mehr oder weniger bescheidenes Nettogehalt bleibt.
Die zum Teil falsche Berichterstattung in “Österreich” erzeugt leider nicht zum ersten Mal ein negatives Bild von unserem Berufsstand. Es ist uns klar, dass wir mit unserem Schreiben nicht die Blattlinie von “Österreich” ändern werden, dennoch möchten wir gerne, aus Solidarität mit unseren Kolleginnen und Kollegen, dieses Statement setzen. Wir würden uns wünschen, dass zukünftige Artikel besser recherchiert werden!
In diesem Sinne wünschen wir frohe Festtage und unseren diensthabenden Kolleginnen und Kollegen einigermaßen ruhige Feiertagsdienste.
Jungmediziner in Österreich – Jungmediziner.net