Lange Wartezeiten in den Ordinationen sind bedauerlich und gehen zulasten der Patienten. „Wir lassen aber nicht zu, dieses Problem den Ärzten in die Schuhe zu schieben“, kritisiert Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) in Bezug auf einen heutigen „Kurier“-Artikel. Steinhart fordert die Schaffung dringend benötigter zusätzlicher Kassenarztpraxen.
Immer weniger Kassenärzte müssen immer mehr Patienten versorgen. Angesichts einer größer und älter werdenden Bevölkerung steigt der medizinische Versorgungsbedarf. „Wir weisen seit Jahren auf einen drohenden Ärztemangel hin. Das wurde von der bisherigen Politik weitgehend ignoriert“, betont Steinhart.
Die heute in einer Aussendung von Bundesministerin Hartinger-Klein ausgesprochene Einladung zu einem Gespräch mit Vertretern von Ärztekammer und Hauptverband sei begrüßenswert. Steinhart: „Wir brauchen schnellstmöglich eine Lösung für den immer akuter werdenden Ärztemangel im Bereich der Hausärzte, um die medizinische Versorgung für die Menschen in diesem Land zu gewähren.“ Der ÖÄK-Vizepräsident lädt zudem Patientenanwalt Gerald Bachinger ein, sich dafür stark zu machen, diesen gesundheitspolitischen Notstand zu beheben.
Insgesamt fehlen über alle Fächer verteilt 1.300 Kassenarztpraxen in Österreich – gerechnet vom Stand des Jahres 2000. Dazu steht gerade in den kommenden Jahren eine Pensionierungswelle bei den Hausärzten bevor. „Wenn nicht bald etwas passiert, haben wir ein richtig großes Problem“, mahnt Steinhart. Mit dem Schlechtreden der Leistung der Ärzteschaft werde man junge Medizinerinnen und Mediziner aber nicht für eine Hausarzttätigkeit motivieren können. „Der Hausarztberuf muss aufgewertet werden, sofort!“, so Steinhart abschließend.