Nach dem Abitur oder der Matura stehen viele Absolventinnen und Absolventen vor derselben Frage: Wie soll es nach der Schule weitergehen?
Wenn Du zu denjenigen gehörst, die sich in Ihrer Studienwahl bereits sicher sind, findest Du hier einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, ein Medizinstudium in der DACH-Region zu absolvieren.
Deutschland
An einer Universität in Deutschland kann man – einmal abgesehen von den Semesterbeiträgen – kostenfrei studieren, solange man sich an die öffentlichen Einrichtungen hält. Und das, obwohl ein solches Studium den Staat gut und gerne 150.000 EUR – 200.000 EUR pro StudentIn kosten kann. An den privaten Hochschulen dagegen sieht es anders aus: Hier muss man für ein Studium der Medizin als StudentIn circa 6.000 EUR bis 11.500 EUR pro Semester einplanen.
In Deutschland gibt es 38 medizinische Fakultäten, an denen man sich für ein Studium bewerben kann. Anmelden muss man sich über „www.hochschulstart.de“ und man kann bis zu sechs Wunschuniversitäten angeben. Daraufhin bewirbt man sich auf eine der drei folgenden Kategorien: Abiturbestenquote, Wartezeitquote oder auf die Auswahl der Hochschulen.
Schwierig gestaltet sich die Aufnahme an der Wunschuniversität dennoch: Im Wintersemester 2017/18 lag der Numerus Clausus, mit dem man aufgenommen wurde, in 14 Bundesländern bei einer 1,0. Nur in zwei Bundesändern hatte man auch noch mit einer 1,1 eine Chance. Gelingt der direkte Einstieg über die Abiturbestenquote nicht, kann man immer noch auf die Wartezeitquote hoffen: Sie macht 20% der vergebenen Studienplätze aus, wobei die momentane Quote der Wartesemester bei sieben Jahren (14 Semestern) liegt. Hiervon werden die Semester, die man in einem anderen Fach eingeschrieben war, noch abgezogen. Diese werden dann als „Parkstudium“ bezeichnet. Weitere 60% der Plätze werden nach hochschuleigenen Kriterien vergeben, zum Beispiel über den Medizinertest (TMS), Berufserfahrung oder -ausbildung oder hochschuleigene Tests. Der Einfluss des TMS wird je nach Universität selbst festgelegt.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich seinen Studienplatz einzuklagen. Dazu muss man nachweisen, dass die Universität mehr Plätze zur Verfügung hat, als sie vergeben hat. Dieser Weg ist allerdings sehr kosten- und zeitintensiv und nur im absoluten Notfall zu empfehlen.
Es gibt allerdings Hoffnung: Bis Ende 2019 soll das Studienplatzvergabesystem umgestellt werden, da es als verfassungswidrig erklärt wurde. Die „Wartezeitquote“ soll abgeschafft und durch andere Mechanismen ersetzt werden. Zudem müssen Hochschulen aus einem von den Kultusministerien vorgegebenen Katalog neben den Zensuren der Bewerber ein zweites Kriterium zum Auswahlverfahren heranziehen.
Eine weitere Möglichkeit ist es, an einer Privatuniversität zu studieren. Diese Variante vermeidet den Numerus clausus, zieht aber Studiengebühren im vier- bis fünfstelligen Bereich nach sich. In Deutschland gibt es insgesamt fünf Privatuniversitäten: Die Kassel School of Medicine, die Medizinische Hochschule Brandenburg, die Medizinische Privatuniversität Nürnberg, die Privatuniversität Witten/Herdecke und der Asklepios Campus Hamburg.
Die von dem „World University Ranking“ als beste deutsche Universitäten für Medizin gekürten Hochschulen finden sich derweil nicht unter diesen: Während die Technische Universität München mit Platz 46 sich am besten im Ranking positionieren konnte, liegen die Humboldt-Universität Berlin (Platz 57) und die Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Platz 89) knapp dahinter.
Ein Medizinstudium in Deutschland dauert in der Regel sechs Jahre und drei Monate. Das Studium wird in drei Teile unterteilt: Die Vorklinik für die theoretischen Grundlagen mit dem Abschluss des Physikums, die Klinik zur Vermittlung der medizinischen Kenntnisse und das abschließende Praxisjahr.
Medizin kann man auch bei der Bundeswehr studieren. Hier liegt die gewünschte Abiturnote niedriger, dafür muss man sich nach Abschluss seines Studiums auch für 17 Jahre bei der Bundeswehr verpflichten. Sollte man diese Verpflichtung umgehen wollen und vor Ablauf der Frist kündigen, stellt einem die Bundeswehr das komplette Studium in Rechnung. Zudem wird man nicht nur zum Arzt, sondern gleichzeitig auch zum Soldaten ausgebildet, was zu Teilen durch eine dreimonatige Grundausbildung direkt am Anfang des Studiums geschieht. Ein weiterer Bonus liegt darin, dass man bereits ab Beginn ein Nettogehalt von circa 1.600 EUR erhält.
Österreich
Genau wie in Deutschland ist das Studium in Österreich – mit Ausnahme der Hochschülerschaftsbeiträge – kostenlos und dauert dabei zwölf Semester. In Österreich wird das Medizinstudium von insgesamt sieben Universitäten angeboten. Der Universität Graz, der Universität in Wien, der Universität Innsbruck, der Universität Linz, der Karl Landsteiner Privatuniversität, der Sigmund Freud Privatuniversität und der Universität in Salzburg. Die letzten 3 sind im Gegensatz zu den anderen Hochschulen privat, es belaufen sich die Kosten auf bis zu 15.000 EUR pro Jahr.
Eine weitere Besonderheit in Österreich liegt in der Vergabe der Studienplätze: Die Studienplätze werden nicht durch einen Numerus clausus, sondern durch das Abschneiden in einem Aufnahmetest (MedAT) vergeben. Die Teilnahme am Test kostet 110 EUR. Der Aufnahmetest findet an allen öffentlichen Universitäten zum selben Zeitpunkt Anfang Juli statt, daher kann man sich auch nur an einer öffentlichen Hochschule bewerben. Die Online-Anmeldefrist für den Test liegt bereits im Frühjahr. 20% der Plätze gehen an EU-Bürger, aufgrund der hohen Nachfrage ist es dennoch sehr schwierig, einen Studienplatz zu bekommen. Zu erreichen ist dieses Ziel daher nur mit gründlicher Vorbereitung. Der Test dauert circa sechs bis sieben Stunden und die Ergebnisse werden in der Regel einen Monat später veröffentlicht. Den Test kann man mit jährlichem Abstand unbegrenzt wiederholen.
Im Gegensatz zu Deutschland werden in Österreich bereits gesammelte Erfahrungen im Gesundheitswesen, beispielsweise durch eine Ausbildung in der Pflege, nicht angerechnet. Auch gibt es keine Wartezeitquote.
Während die Unterrichtssprache Deutsch ist, unterscheiden sich die Lebenserhaltungskosten in Österreich deutlich von denen in Deutschland. Insbesondere die Kosten für Lebensmittel sind höher und erschweren die Finanzierung des Studiums.
Schweiz
In der Schweiz gibt es bereits etwa 8.000 ausgewanderte deutsche ÄrztInnen. Ungefähr ein Viertel der ÄrztInnen in Schweizer Krankenhäusern ist bereits deutscher Herkunft.
In der Schweiz liegen die Studiengebühren zwischen 1.000 und 1.700 Franken (circa 800 bis 1.500 EUR) pro Jahr. Sie sollen in den nächsten Jahren allerdings um einige hundert Franken erhoben werden. Teilweise gibt es auch einen Ausländerzuschlag (1.800 Franken). Im Kanton Tessin bezahlt man als Ausländer im Moment 4.000 Franken für ein Semester. Damit ist das Studium um Einiges teurer als in Deutschland oder Österreich, schneidet allerdings im Vergleich mit anderen Standorten wie Rumänien oder Großbritannien immer noch gut ab.
Auch in der Schweiz werden weder Wartesemester noch Abiturnote zu der Studienplatzvergabe herangezogen, sondern ausschließlich das Abschneiden in einem Aufnahmetest, dem „EMS“. Anmelden für diesen Test kann man sich auf „www.swissuniversities.ch“. Für jeden Studienplatz gibt es im Schnitt drei Bewerber. Die Anmeldefrist lag dieses Jahr (2018) im Februar.
Ein humanmedizinischer Studiengang wird in der Schweiz in Basel, Bern, Freiburg, Genf, Lausanne, Neuchâtel und Zürich angeboten. Nicht an allen Universitäten ist die Unterrichtssprache Deutsch: in Lausanne, Neuchatel und Genf wird auf Französisch unterrichtet, daher bieten sich nicht alle Hochschulen für ein Studium in der Muttersprache an.
Aufgrund der hohen Nachfrage nehmen Schweizer Universitäten keine ausländischen Studenten in ihre Human-, Veterinär- oder Tiermedizinischen Studiengänge auf. So besteht nur die Möglichkeit, dass man über Verwandtschaft oder eine Heirat in der Schweiz die Berechtigung auf einen Studienplatz erwerben kann. Darüber hinaus werden auf dem Abiturzeugnis bestimmte Fächerkombinationen in der Oberstufe gefordert, welche sich je nach Universität unterscheiden können.
Großbritannien
In Großbritannien ist es möglich, in 6 Studienjahren die Ausbildung zur Medizinerin bzw. zum Mediziner zu absolvieren. Die Anforderungen sind jedoch hoch: Mit einem Abitur unter 1,0 ist man chancenlos. Auch sollten bestenfalls alle drei Naturwissenschaften (Biologie, Physik und Chemie) im Abitur genommen worden sein. Hinzu kommen Bewerbungsschreiben und Referenzen, die man bei der Bewerbung über die Vermittlungsstelle „Ucas“ mit angeben muss, sowie Interviews mit den jeweiligen Universitäten und die optionale Teilnahme am UKCAT, einer englischen Version des Medizinertests. Nicht zu vergessen sind die hohen Studiengebühren, die momentan bei 9.250 Pfund (circa 10.500 EUR) liegen. Die Unterrichtssprache ist selbstverständlich Englisch.
Luxemburg
Direkt in der Hauptstadt Luxemburgs können die ersten beiden Vorsemester des Studiums der Medizin absolviert werden. Das Studium ist komplett kostenlos und eventuell anrechenbare Wartesemester in Deutschland gehen nicht verloren. Darüber hinaus können die erworbenen Scheine problemlos angerechnet werden. Unterrichtssprache ist Französisch, Deutsch ist allerdings offizielle Landessprache und einzelne Module und Prüfungen (so zum Beispiel Biologie) können auch in dieser Sprache absolviert werden.
Ab 2020 können, statt wie bisher nur ein Jahr, die vollen drei Jahre des Bachelors in Luxemburg studiert werden. Für die letzten beiden Teile – die Klinik und den Praxisteil – müssen Studierende allerdings wieder an eine deutsche Universität beziehungsweise an eine deutsche Uniklinik wechseln.
Tschechien
In Tschechien ist die bekannteste Hochschule für Medizin die Charles-Universität in Prag. Sie besteht seit dem 14. Jahrhundert. Die Aufnahmeprüfung ist hart: Nur ein Viertel der Teilnehmer werden auch zugelassen. Medizin kann noch an drei weitere Standorten studiert werden: An der Palacký-Universität in Olmütz, der Masaryk-Universität und der Universität Ostrava. Die Studiengebühren liegen bei ungefähr 12.400 EUR und die Ausbildung dauert sechs Jahre. Die Abschlüsse werden europaweit anerkannt.
Polen
In Polen gibt es mehrere Universitäten, in denen man ein Studium der Medizin auf Englisch absolvieren kann. Ein paar Beispiele: Die Universität in Lodz, die Universität Warschau und die Universität in Posen. Dabei kann man zwischen einem normalen sechsjährigen und einem vierjährigen Programm, bei dem man die Vorklinik schon an einer anderen Hochschule absolviert haben muss, wählen. Die Studiengebühren belaufen sich auf Beträge zwischen 4.000 EUR und 14.500 EUR.
Die Niederlande
In den Niederlanden ist die Struktur des Studiums eine andere als in den bisher vorgestellten Ländern: Nach Abschluss eines Bachelors und Master folgt eine einjährige Trainingsphase. Diese Struktur erfordert es, die komplette Studienzeit an einer niederländischen Hochschule zu verbringen.
Einen Bachelor auf Englisch bieten die zwei Universitäten in Groningen und Maastricht an. Masterprogramme werden allerdings nur in Niederländisch gehalten, daher sollte man spätestens dann die Sprache sicher beherrschen. Die Studiengebühren liegen bei 2.060 EUR.