Nach der Gewerkschaft zeigt sich nun auch die Österreichische Ärztekammer höchst alarmiert über die von der Wirtschaft forcierte Verschärfung bei Krankenständen, womit das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient nachhaltig unterminiert würde. Der Beibehalt des Arztgeheimnisses aber sei eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche ärztliche Behandlung, betont dazu Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres.
Insbesondere die Bekanntgabe der Ursache des Krankenstands stößt auf heftige Kritik seitens der Österreichischen Ärztekammer. Szekeres denkt hier vor allem an psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen oder auch Burn-out, deren Bekanntwerden beim Dienstgeber negative Folgen für den Dienstnehmer haben könnte. Es sei zu befürchten, dass Patienten ihre Beschwerden zukünftig verheimlichten und nicht oder zu spät den Arzt aufsuchten. Patienten verlieren damit wertvolle Behandlungszeit, „die sie aber benötigen, um frühzeitig einer Erkrankung entgegenzuwirken“.
Szekeres räumt zwar ein, dass nach derzeit vorliegenden Entwürfen unter „Krankheitsursache“ vorerst nur die Unterscheidung zwischen „Arbeitsunfall“, „Berufskrankheit“ oder einer „sonstigen Arbeitsunfähigkeit“ vorgesehen ist. „Von einer ersten Lockerung des Arztgeheimnisses bis hin zu einer exakten Diagnosestellung ist der Weg dann aber nicht mehr weit“, so Szekeres.
Auch sei nicht nachvollziehbar, warum der Dienstgeber zukünftig eine Überprüfung des Krankenstands anordnen können soll. Schon derzeit gebe es seitens der Krankenkassen genügend Möglichkeiten der Kontrolle im Verdachtsfall. Eine zusätzliche Überprüfungsbefugnis seitens des Dienstgebers würde nur den Druck auf die Arbeitnehmer erhöhen.
„Die Vertraulichkeit des Arzt-Patienten-Gesprächs einschließlich der Befundbesprechungen und Diagnosestellungen ist ein hohes Gut und muss unter allen Umständen gewahrt bleiben“, so Szekeres, der davor warnt, wirtschaftliche Interessen vor die der Gesundheit von Menschen zu stellen.