Forschung in Wien auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand, mit dem Potenzial für wertvolle Impulse in der internationalen Kinderkrebsforschung: Das neue Christian Doppler Labor unter der Leitung von Manfred Lehner von der St. Anna Kinderkrebsforschung in Zusammenarbeit mit Michael Traxlmayr, Leiter des externen Moduls der Universität für Bodenkultur, und dem Partnerunternehmen Miltenyi Biotec. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten für kindliche Hochrisikotumore mittels wirksamerer und sichererer CAR-T-Zellen (CARs = chimäre Antigenrezeptoren) der nächsten Generation. Mit der Einrichtung eines Christian Doppler Laborsgeht die St. Anna Kinderkrebsforschung damit den nächsten Schritt in der Erforschung von neuen Behandlungsansätzen für junge Patienten.
Wirtschaftsministerium fördert anwendungsorientierte Grundlagenforschung
Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft fördert die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft. In enger Kooperation mit Unternehmenspartnern werden dabei innovative Antworten auf aktuelle Forschungsfragen gesucht. Damit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft auch international als Best-Practice-Beispiel, das von der öffentlichen Hand und beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert wird. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW).
„Forschung rettet Leben. In der Corona-Krise zeigt sich, dass wir auf zahlreiche Forschungsergebnisse der Grundlagenforschung aufbauen können. Auch in anderen Forschungsbereichen braucht es eine starke anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Jedes Kind, das an Kinderkrebs stirbt, ist eines zu viel. Das neue CD-Labor forscht an vielversprechenden Therapieansätzen. Die Chancen auf Heilung steigen durch solche Projekte“, so Wirtschafts- und Forschungsministerin Margarete Schramböck.
Exzellent und anwendungsorientiert: St. Anna Kinderkrebsforschung erfüllt Fördervoraussetzungen
Die Einrichtung von Christian Doppler Labors (CD-Labors) ist grundsätzlich an zwei Voraussetzungengeknüpft: Einerseits muss der konkrete Bedarf eines Unternehmens an Wissen und Know-how aus der anwendungsorientierten Grundlagenforschung bestehen, andererseits braucht es die Bereitschaft von wissenschaftlicher Seite, sich diesem unternehmerischen Bedarf langfristig zu öffnen. Diese Bedingungen sind im Fall des neuen CD-Labors an der St. Anna Kinderkrebsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) und dem industriellen Partnerunternehmen Miltenyi Biotec gegeben. Das CD-Labor „CAR-T-Zellen der nächsten Generation“ wird in den kommenden sieben Forschungsjahren mit rund 3 Mio. Euro, davon rund 1,5 Mio. von der öffentlichen Hand, gefördert.
Mit 20.000 Neudiagnosen und 6.000 Todesfällen europaweit pro Jahr ist Kinderkrebs nach wie vor die tödlichste Erkrankung bei Kindern ab einem Jahr. Jedes Jahr erkranken österreichweit etwa 300 Kinder und Jugendliche an Krebs.
Förderung der Grundlagenforschung zu Kinderkrebs
Das Ziel der St. Anna Kinderkrebsforschung ist klar: das Potenzial moderner Forschung weiter auszuschöpfen, um eine Anpassung der Therapie an die Besonderheiten der individuellen Erkrankung vorzunehmen und damit die Heilungsrate weiter zu steigern. Das neue CD-Labor ist in ein exzellentes wissenschaftliches Umfeld eingebettet und vereint mit Manfred Lehner von der St. Anna Kinderkrebsforschung in Zusammenarbeit mit Michael Traxlmayr von der BOKU herausragende Expertise auf dem Gebiet der Weiterentwicklung der Krebsimmuntherapie mittels CAR-T-Zellen. Das sind ideale Voraussetzungen für anwendungsorientierte Forschung, die innovative Erkenntnisse für die klinische Anwendung zum Wohl junger Krebspatienten erwarten lassen. Für den Wirtschaftsstandort Österreich ist die wissenschaftliche Forschung generell von erheblicher Bedeutung. Die Förderprogramme der Christian Doppler Forschungsgesellschaft zählen dabei für das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort zu den wichtigsten Instrumenten zur Forschungsförderung als Wegbereiterin für erfolgreiche Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
CD-Labor für CAR-T-Zellen-Forschung: Einblicke in die Forschung zu vielversprechendem Therapieansatz
Es ist bekannt, dass körpereigene Immunzellen, vor allem T-Zellen, eine starke Fähigkeit zur Abtötung von Krebszellen besitzen. Wiederkehrende Tumore haben aber gelernt, sich so zu präsentieren, dass unsere Immunzellen sie nicht mehr als gefährlich erkennen und abtöten können. In der CAR-T-Zelltherapie können Krebszellen für das Immunsystem wieder sichtbar gemacht werden, indem man T-Zellen aus dem Blut der Patienten isoliert und mit künstlich eingebauten Rezeptoren, sogenannten chimären Antigenrezeptoren (CARs), ausstattet. Die so veränderten Zellen werden dem Patienten dann verabreicht, wo sie sich vermehren und den Krebs bekämpfen sollen.
Tatsächlich zeigen CAR-T-Zellen in der klinischen Anwendung beeindruckende Erfolge, besonders bei der Behandlung von B-Zellleukämie und B-Zelllymphomen. Deswegen zählt die CAR-T-Zelltherapie zu den vielversprechendsten neuen Therapieansätzen in der Onkologie. Für solide Tumore gibt es allerdings trotz intensivster weltweiter Forschungen bisher keine auch nur annähernd vergleichbaren Erfolge. In soliden Tumoren wird nämlich eine wirksame Immunantwort häufig gleich über mehrere Mechanismen verhindert. Es braucht also Strategien, um die Wirksamkeit von CAR-T-Zellen in dieser für sie feindlichen Umgebung eines Tumors deutlich zu steigern. Eine solche Erhöhung der Wirksamkeit würde allerdings gleichzeitig zum verstärkten Angriff von gesunden Zellen führen, da die derzeit existierenden CAR-T-Zelltherapien nur bedingt zwischen Krebszellen und gesunden Zellen unterscheiden können.
„Das Forschungsziel ist es, molekulare Werkzeuge zu entwickeln, mit denen CAR-T-Zellen besser kontrolliert werden können, um sie als gezielte Lenkwaffen gegen solide Tumore einsetzen zu können“, hält Michael Traxlmayr, Biochemiker an der Universität für Bodenkultur und Leiter des externen CD-Labor-Moduls, fest.Das erklärt die – auch internationale – Bedeutung und Tragweite der Erforschung dieses Therapieansatzes im CD-Labor an der St. Anna Kinderkrebsforschung. „Zur Veranschaulichung der Problematik mache ich gerne einen Vergleich mit einem Auto, englisch ,car‘: Genau wie bei einem Auto brauchen wir quasi ein Gaspedal und eine Bremse, um die Aktivität der Therapie steuern zu können, da es sonst zu gefährlichen Überreaktionen kommen kann. Gleichzeitig müssen wir die Lenkbarkeit der Therapie erheblich verbessern“, erklärt Manfred Lehner, Leiter des Christian Doppler Labors an der St. Anna Kinderkrebsforschung.
Die Erarbeitung von Lösungen für genau diese Problematik steht im Zentrum des CD-Labors für CAR-T-Zellen der nächsten Generation. Durch die enge Verbindung von immunologischer Expertise der St. Anna Kinderkrebsforschung und biochemischer Expertise der BOKU sollen im neuen CD-Labor die Sicherheit und Tumorspezifität dieser Therapie weiterentwickelt werden, sodass wirksamere CAR-T-Zelltherapien in die breite klinische Anwendung gebracht und weltweit neue entscheidende Impulse für die Krebstherapie ermöglicht werden können.
Weitere Informationen: https://christian-doppler.ccri.at