Frauen haben eine schlechtere Prognose bei Blasenkrebs

Internationaler Blasenkrebs-Monat Mai – MedUni Wien-ExpertInnen für geschlechterspezifische und individuelle Therapie-Modelle

Rund 275.000 Menschen waren im Jahr 2020 mit der Diagnose Blasenkrebs konfrontiert, 108.000 Personen sind daran verstorben – ein Drittel bis ein Viertel der Neuerkrankungen betrifft Frauen. Diese erleiden diese Form des Krebses also seltener als Männer, haben aber bei der Diagnose bereits ein deutlich höheres Tumorstadium und eine schlechtere Prognose. Die Gründe sind vielfältig, wie Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien, anlässlich des internationalen Blasenkrebs-Monats Mai betont, und liegen in molekularen, immunologischen, aber auch geschlechtsspezifischen Faktoren begründet, wie aktuelle Studien der MedUni Wien zeigen. Daher müsse man künftig noch mehr als bisher bei der Vorsorge, Therapie und auch bei nötigen Eingriffen personalisierte, individuelle Modelle – Stichwort Präzisionsmedizin – anwenden.

Ein Grund für die schlechtere Prognose ist, dass Frauen in diesem Fall mit ihren Beschwerden später zum Urologen bzw. zur Urologin kommen als Männer, da Blut im Harn oft mit einer Blasenentzündung oder einem Harnwegsinfekt abgetan wird. „Je später die richtige Diagnose gestellt wird, umso schwieriger gestaltet sich eine erfolgreiche Behandlung des Tumors“, sagt Shariat, der auch mit dem Comprehensive Cancer Center (CCC) von MedUni Wien und AKH Wien assoziiert und Mitglied des CCC-Leitungsgremiums ist.

Aber auch dann, wenn Blasenkrebs bereits diagnostiziert wurde, sind Frauen wesentlich stärker betroffen als Männer. Shariat und sein Team haben nicht nur herausgefunden, dass Frauen mit Blasenkrebs in jedem Stadium der Erkrankung eine deutlich schlechtere Prognose haben, sondern auch, dass sich die Prognose im Gegensatz zu den Männern über die vergangenen Jahrzehnte nicht verbessert hat. Das Forschungsteam der MedUni Wien hat im vergangenen Jahr auch beweisen können, dass Frauen weniger auf die Immuntherapie, jedoch besser auf eine Chemotherapie ansprechen. Gerade vor einer Operation sollte daher bei Frauen verstärkt auf eine Chemotherapie gesetzt werden.

In Österreich erkranken rund 1.500 Menschen jährlich an Blasenkrebs, davon rund 400 Frauen. Einer der größten Risikofaktoren ist das Rauchen. „Vor etwa 20 Jahren hat der Trend eingesetzt, dass immer mehr Frauen rauchen. Die immer noch steigende Inzidenz an Blasenkrebsfällen bei Frauen ist die Folge dieses Trends.“ Daher sei es wichtig, die Awareness hierfür zu schaffen, an der MedUni Wien wurden speziell abgestimmte Entwöhnungsprogramme für Raucherinnen lanciert, neben der Frühdiagnose werde zudem die zielgerichtete, geschlechtsspezifische Diagnose und Therapie immer wichtiger.

Positiver Zusatzeffekt dieses Gender-Projekts: „Wenn wir verstehen, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede es beim Blasenkrebs gibt, werden wir auch die Krankheit an sich noch viel besser verstehen und behandeln können.“ Denn Blasenkrebs ist eine heimtückische Erkrankung, die immer wieder kommt und immer wieder zu Rückfallen führt, auch nach chemo- oder immuntherapeutischer Behandlung.

Um Betroffenen und Angehörigen zu helfen und einen Informationsaustausch zu gewährleisten, wurde nun mit Unterstützung der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien eine Selbsthilfegruppe für Blasenkrebs initiiert und vor kurzem eine neue Website erstellt. Diese ist unter https://www.stop-blasenkrebs.at/ erreichbar.

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