Obwohl es mehr oder weniger allen medizinischen Institutionen, Regierungen und auch Universitäten klar ist, läuft die Digitalisierung in der Medizin nur schleppend voran und findet selbst an Universitäten bislang zu wenig statt. Während man, gerade in Pandemiezeiten, mehr und mehr auf digitale Prüfungsformate setzt, bleibt das Thema digitale Medizin im Hintertreffen.
Krankschreibung wird digital, aber…
So ziemlich jedem ist der sogenannte “Gelbe Schein” ein Begriff. Bis jetzt mussten Arbeitgeber jeweils ein Exemplar an Krankenkasse und Arbeitgeber schicken, dies wird fortan etwas leichter. Seit dem 01. Oktober hat sich das Verfahren ein wenig verändert und ist seither teil-digitalisiert. So übermitteln Arztpraxen die Bescheinigung nun online an die jeweiligen Krankenkassen. Doch diese Optimierung in die Digitalisierung betrifft vorerst nur die Kommunikation zwischen Arztpraxen und Krankenkassen. Beim Arbeitgeber hingegen muss die AU-Bescheinigung nach vor selbstständig in Form des gelben Scheines vorgelegt werden. Der Papierausdruck soll hier erst ab Juli 2022 verschwinden, wenn auch die Arbeitgeber in das Verfahren zum Abruf der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) eingebunden werden.
Digitale Angebote zum Medizinstudium
Während der Coronapandemie wurde der Ausbau digitaler Lehrangebote vorangetrieben, trotzdem muss die praktische Lehre, die in den Skills-Labs der medizinischen Fakultäten stattfindet, bislang weitestgehend ohne digitale Unterstützung auskommen. Die Universität Lübeck hat aus diesem Grund ein Projekt gestartet, das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre mit 1,8 Mio. Euro unterstütz wird. Dort, wo primär kognitive Kompetenzen ausgebildet werden, hat die Umstellung auf Online-Lehre fast problemlos stattgefunden, doch wo es auf den Aufbau von Handlungskompetenzen und angewandte Fähigkeiten ankommt, bekam die Digitalisierung Grenzen aufgezeigt.
In vielen Bereichen zeigt sich die Digitalisierung im Aufwind. So bieten sich Patienten fast grenzenlose Möglichkeiten, um mehr über ihre Gesundheit und den Körper zu erfahren. Eine Art Vorreiterrolle ist hier die Apple-Watch, die medizinische Daten in ungeheuren Mengen in Echtzeit liefert. Mittels solcher Geräte ist eine verbesserte Kontrolle des eigenen Körpers möglich, was gleichzeitig, in Kombination mit einem enormen Informationsangebot, Ärzte vor ganz völlig neue Aufgaben stellt.
Digitalisierung der Humanmedizin
Digitalisierung findet statt, das ist ein Fakt. Das kann man gut oder schlecht finden, doch ignorieren sollte man die Digitalisierung nicht. Vorhandene Lücken speziell in der Ausbildung von Medizinern müssen schnellstens geschlossen werden, denn in den Lerninhalten an medizinischen Fakultäten findet Digitalisierung bislang zu wenig Berücksichtigung.
Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden machte bereits in 2019 auf die Problematik aufmerksam. Dass Digitalisierung kein Trend ist, sondern sowohl den Arztberuf als auch das Medizinstudium wesentlich verändern wird, war den Studierenden bereits vor zwei Jahren klar und sie machten darauf aufmerksam, dass sich medizinisches Wissen in 73 Tagen verdoppelt, doch die digitalen Kompetenzen im Studium dies nicht widerspiegeln.
Die Gesundheits- und Medizinforschung in Nordrhein-Westfalen hat enorm viel zur Bekämpfung der Pandemie mitgeholfen. Doch die Krise offenbarte auch auf Defizite in der Digitalisierung in Universitätskliniken und Hochschulen. Aus diesem Grund startete die Landesregierung in Düsseldorf den Förderaufruf “Ausstattungsprogramm zur Förderung der Digitalisierung in der klinischen Medizin- und Gesundheitsforschung” um die klinisch relevante Forschung weiter zu stärken. Der Fokus liegt hierbei auf den Hochschulen und Universitätskliniken in NRW.