Bedingt durch Zuwanderung und Migration hat Österreich vor Kurzem die Neun-Millionen Einwohner-Marke „geknackt“. Neben den positiven Aspekten insbesondere für die Wirtschaft durch die Vergrößerung des Potenzials an Fachkräften, die Steigerung der Innovationskraft sowie die Erleichterung internationaler Aktivitäten steht Österreich damit aber auch vor besonderen Herausforderungen hinsichtlich der Gesundheitsversorgung der Österreicherinnen und Österreicher. Darauf macht die Ärztekammer aufmerksam, die in diesem Zusammenhang auch die Forcierung von Präventionsmaßnahmen fordert.
Für Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres ergeben sich die neuen Herausforderungen durch die Überalterung der Bevölkerung sowie die Steigerung des Gesundheitsbewusstseins, insbesondere bei sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen und Personen, die katastrophen-und kriegsbedingt nach Österreich gekommen sind. Gerade letztere benötigten eine Aufarbeitung der erlittenen Traumen und müssten auch erst mit dem österreichischen Gesundheitssystem vertraut gemacht werden.
Kreative Ansätze sind laut Szekeres auch bei der Etablierung von Maßnahmen zur Primär- Sekundär und Tertiärprävention gefordert. Dies betreffe vor allem Klimaschutzmaßnahmen, die aus gesundheitspolitischer Sicht viel ernster genommen werden müssten.
„Mehr Mut und Kreativität“ fordert auch der Umweltmedizinreferent der Ärztekammer für Wien, Piero Lercher. So müssten Grünflachen als Bewegungsraum, aber auch als Anbau- und Klimaregulationsfläche erhalten bleiben. Auch sollten hinsichtlich der Etablierung erneuerbarer Energieformen verstärkt Hausdächer und bebaute Flächen für die Montage von Photovoltaikanlagen genutzt werden.
Hinsichtlich Windenenergie empfiehlt Lercher die Etablierung von Vertikal- und Mikrowindkraftanlagen. Als Montageflächen könnten beispielsweise Pfeiler von Autobahnüberführungen oder bebaute Flächen dienen, die bereits einem verstärkten Lärmaufkommen ausgesetzt sind. „Keinesfalls dürfen neue Bodenflächen oder gar sensibler Alpenraum dafür geopfert werden“, so Lercher.
Neue kreative Ansätze sind auch gefordert, um das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung zu fördern und die Bevölkerung zu einer gesunden und selbstbestimmten Lebensweise zu motivieren. Hierbei spielen laut Lercher neben einer medizinischen Versorgung auch Lebensstilfaktoren wie ausreichende körperliche Aktivität und bewusste und gesunde Ernährung eine große Rolle. Letztendlich sei ein gesundes und biodiverses Lebensumfeld „das Maß aller Dinge“, appelliert Lercher an Politik und Bevölkerung gleichermaßen.